Archäologische Grabungen

In der Zeit von Juni 2021 bis März 2023 wurden in der ehemaligen Burgschänke umfangreiche bauvorgreifende archäologische Grabungen durch die LWL-Archäologie für Westfalen, Fachreferat Mittelalter— und Neuzeitarchäologie durchgeführt.

Das Gebäude befindet sich im ehemaligen Burgbereich der Landesburg Nienborg, die 1198 von Fürstbischof Hermann II. von Katzenelnbogen gegründete wurde und sich im Mittelalter mit bis zu 40 Burglehen zu einer der mächtigsten bischöflichen Burganlagen im Hochstift Münster entwickelte. Es schließt sich direkt nördlich an das heute noch bestehende historische Burgtor an.

In den schriftlichen Quellen ist ein spätmittelalterlicher Burgturm überliefert, der von der historischen Forschung
(vgl. Westfälischer Städteatlas) bislang eben in diesem Bereich neben dem Burgtor verortet wird. Der Turm wird 1351 erstmals textlich erwähnt; er soll 1773 zunächst teilweise und im Zuge einer Neubebauung 1830 vollständig abgebrochen werden sein.

Die archäologischen Untersuchungen sollten neben der Klärung und der Dokumentation der archäologischen Strukturen in den durch die Neugestaltung von Burg 24 von Bodeneingriffen betroffen Bereichen vor allem die Frage klären, ob sich noch Überreste des schriftlich überlieferten spätmittelalterlichen Burgturmes erhalten haben.

Insgesamt wurden rd. 20 Schnitte als Untersuchungsflächen geöffnet, die sich mit ihrer Lage am geplanten Bau— und Planungsgeschehen orientieren. Als zentrale Ergebnisse der Ausgrabung sind die partielle Freilegung des ehemaligen Burgturmes sowie der seit dem 13. Jahrhundert schriftlich überlieferte Burgmauer Nienborgs zu nennen.

Schnitte für archäologische Untersuchungen in der ehemaligen Küche der Burgschänke

Vom Burgturm konnten in den angelegten Grabungsschnitten die nordwestliche Ecke (Abb. 1) und Abschnitte der nördlichen und östlichen Turmmauer (Abb. 2, 3; Übersichtsplan) freigelegt werden. Der Turm bestand aus hellem Sandstein und besaß eine Mauerstärke von bis zu 1,42 m.
Die Mauerlänge lässt sich nach derzeitigem Grabungsstand mit ca. 8,43 In rekonstruieren. Als wichtige neue Erkenntnis ist die Positionierung des Burgturmes hervorzuheben, der nicht, wie bisher angenommen, direkt an das Burgtor angrenzte, sondern rückgesetzt im Burgbereich stand (vgl. Übersichtplan). Die archäologische Untersuchung zeigt, dass der Turm im 18./19. Jahrhundert nicht gänzlich abgebrochen wurde, sondern dessen Fundament und Mauern als Keller weitergenutzt wurden und heute, als Bestandteil des südwestlichen Bestandskellers von Burg 24, zum Teil erhalten sind.

Fundament des Burgturms im Bierkeller unterhalb des ehemaligen Gastraums

In unterschiedlichen Bereichen von Bug 24 (vgl. Übersichtplan: Schnitt 1, 7, 8, 12) konnten auch Überreste der ehemaligen Ringmauer freigelegt werden, die das Areal der Nienborg schütze. Archäologisch ließ sich bislang eine Mauerhöhe von bis zu ca. 3,80 m und eine Mauerstärke von bis zu 1,37 m erfassen. In einem Bereich konnten zudem Reste eines Stützpfeilers der Mauer dokumentiert werden.

Zum Teil mächtige mittelalterliche Auffüllschichten, die bei den Grabungen dokumentiert wurden, bezeugen eine starke Umgestaltung der ehemaligen Geländetopographie im Zuge des Burgausbaus. Das Untersuchungsareal wurde teils massiv Richtung Osten aufgeschüttet. So steht etwas das westliche Fundament des Burgturms direkt auf dem geologisch anstehenden Sand, während sein östlicher Teil auf Auffüllschichten gründet.

Freigelegtes Fragment der Burgmauer unterhalb des Saals der alten Burgschänke

Aus denkmalpflegerischer Sicht sind das erhaltene Turmfundament sowie die Reste der ehemaligen Burgmauer unbedingt erhaltenswert und für die von der Gemeinde vor Ort angestrebte Geschichtsvermittlung von großer lokalhistorischer Relevanz.

Beide mittelalterlichen Befunde stellen für Nienborg ortsbildprägende Elemente dar, über deren Aussehen sonst keine anderen Quellen genauere Auskunft erlauben. Die Ringmauer war ein zentraler topograpbischer Marker über die Jahrhunderte; sie ist heute an sonst keiner anderen frei sichtbaren Stelle in ihrem Originalzustand erhalten. 

Der aktuelle Grabungsplan (Stand März 2023)

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