Burgtor & Burgschänke
Die ehemalige Burgschänke Kock besteht aus zwei Gebäudeteilen, dem historischen Burgtor und dem Gaststättengebäude selbst.
Das heutige Burgtor ist ein quadratisches, zweistöckiges Gebäude aus Bruchstein mit einem Zeltdach und einer Durchfahrt mit Spitzbogen auf der Ostseite und neuerem Rundbogen zur Burginnenseite hin. Das erste Torhaus der Landesburg Nienborg, bereits 1310 urkundlich genannt, wurde 1614/16 durch diesen Neubau mit einer Wohnung im Obergeschoss ersetzt, wobei Teile des alten Gebäudeuntergeschosses mit der spitzbogigen Durchfahrt erhalten blieben. Dem Torhaus vorgelagert war eine Zugbrücke, die im 18. Jahrhundert durch eine steinerne Brücke ersetzt wurde. 1750 wurde das Obergeschoß zur Gerichtsstube für das Patrimonialgericht der Burgmänner ausgebaut und als solche bis zur Auflösung des Burgmannengerichts 1811 genutzt. Die Burgmannenkorporation verkaufte das Burgtor, als sie sich 1811/12 auflöste, zusammen mit dem noch stehenden Rest des nebenstehenden Burgturms an den Kaufmann Joseph Winkelhaus. 1906 wurde das Burgtor durch einen Brand der damaligen Gaststätte Hoffkamp stark beschädigt. Das Dach wurde erst 1951 in der heutigen Form wiederhergestellt. Zeitweise diente das Turmzimmer jetzt als Jugendheim.
Neben dem Burgtor stand seit dem Mittelalter ein hoher, mehrstöckiger Burgturm (erster Nachweis 1351), an dem auf der Burginnenseite das Pförtnerhaus und eine Waffenkammer angebaut waren. Vor dem Turm auf der Burginnenseite befand sich ein Gerichtsplatz der Burgmänner. Im Inneren des Burgturmes, im Untergeschoss, gab es ein Gefängnis, dessen vergittertes Fenster in der Durchfahrt des heutigen Torhauses noch erhalten ist. 1773 wurde dieser massive Burgturm weitgehend abgebrochen. Seine Grundfläche und Reste des Gebäudes wurden dann 1812 mit dem Burgtor an den genannten Kaufmann Joseph Winkelhaus verkauft. 1830 wurde die Ruine endgültig abgebrochen und auf ihren Fundamenten ein neues Wohnhaus errichtet. Nur wenig später ging dieses auf die Familie Zeppenfeld über, die hier seit den 1840er-Jahren eine Gastwirtschaft betrieb. Diese ging dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf die Familie Hoffkamp und 1981 auf die Familie Kock über. Das Gaststättengebäude selbst fiel 1906 einem Brand zum Opfer und wurde damals neu errichtet. Seitdem hat sich das Gebäude in seiner äußeren Gestalt kaum verändert.
Die Erhaltung des Gebäudes und die Nutzung als Dorfgemeinschaftshaus ist aus meiner Sicht eine sinnvolle, gute Sache. Denn das Gebäude ist seit Jahrzehnten ortsbildprägend und wichtiger Anschluss an das historische Burgtor. Allerdings dürften, um diesen Charakter zu bewahren, keine Anbauten entstehen, schon gar nicht nach vorne zum Dorf hin – über den Burggraben hinaus.
Eine Nutzung des Burgtores als Gemeindearchiv ist meines Erachtens nicht sehr sinnvoll; hier könnte lediglich der Benutzerraum eines Archives eingerichtet werden; die eigentlichen Archivräume wären dann schon aus statischen Gründen im Hauptgebäude unterzubringen, und das wohl auch aus brandschutztechnischen Gründen. Bei dieser Lösung wäre aber auch der im Gesamtgebäude verfügbare Platz sehr beschnitten. Vielleicht wäre es sinnvoller, im Obergeschoss des Burgtores einen Ausstellungsraum einzurichten, in dem man die Geschichte und Bedeutung der Landesburg Nienborg darstellt.
Der Platz, auf dem das heutige Gebäude steht, war schon immer ein öffentlicher, genutzt zur Verteidigung, als Gefängnis, als Gerichtsplatz … und nach 1830 bis in die jüngste Vergangenheit als Gaststätte. Es wäre zu wünschen, wenn diese öffentliche Funktion des Platzes und des Hauses erhalten bliebe.
